Vorzeichen | Sam Zamrik & Lahya Aukongo

Dienstag, 21. Mai 2024, 19 Uhr, diffrakt | zentrum für theoretische peripherie

Lesung und Gespräch mit
Lahya Aukongo | Maha El Hissy | Sam Zamrik

Im Rahmen der von Maha El Hissy kuratierten Reihe Vorzeichen treffen sich die Autor*innen Lahya Aukongo und Sam Zamrik zu Lesung und Gespräch über queere Lyrik, Schwarze ostdeutsche und namibische Geschichte, Sprachbilder und Poesie zwischen Damaskus und Berlin. Ein vergleichendes Lesen, das das Werk, Schreiben und Erfahrungen der zwei Lyriker*innen miteinander in Dialog bringt, möchte nach Verbindungen zwischen den getrennten Archiven Schwarzer Schriftsteller*innen und Schriftsteller*innen of Colour in Deutschland fragen.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Goethe-Institut statt.


Lahya Aukongo
Selten gereimt und dennoch unentwegt poetisch nähert sich Lahya Aukongo im Gedichtband Buchstabengefühle Themen wie kollektiven und persönlichen Traumata, Kolonisierung, Schwarzsein, Diskriminierungserfahrungen, Privilegien und Liebe an. Welche Farbe hat dekolonisierte Wut? Können Buchstaben fühlen? Immer wieder erinnern uns Musikzeichen zwischen den Versen daran, dass Poesie und Dichtung eine Körpererfahrung sind und Spoken-Word-Texte vom Stampfen auf dem Boden leben.

Tick, Tack, Tick, Tack
Die Uhr zeigt fünf vor Sinnlosigkeit
Eine Melodie ertönt weit
Es ist der Ruf der Belanglosigkeit,
Der Ruf des Krieges
Der Ruf der Macht, der Machtübernahme
Als würde uns jemensch lauthals warnen
Schreie begleiten das Ding-Dong im Wok,
getaucht in Club-Mate-gefärbtem Smog

Stefanie-Lahya Aukongo: Buchstabengefühle. w_orten & meer, 2018.

Lahya Aukongo ist Schwarze intersektional verwobene und interdisziplinäre Künstler*in. Lahyas  gesellschaftliche Realitäten spiegeln sich in der Kunst und politischen Arbeit wider. Zu Lahyas Leben gehören die One World Poetry Night, die Bücher Kalungas Kind, Buchstabengefühle. Eine poetische Einmischung, etwaige Zines, das E-Book Sperrlinien und vieles mehr. Die Inhalte berühren De:Privilegien, Dekolonisierung, heilende sowie kollektive Liebe, Praxis und Verletzlichkeit sowie biographisch-kreatives Schreiben. Das Bett von Lahya wohnt in Berlin.

Sam Zamrik
Die Sprache ist dicht, die Verse klangvoll. Das Schweigen hallt nach. Zwischen den Zeilen immer Reflexionen über Armut, Asyl, Neugierde, Tod, Queerness und Wissensdurst. Hier schwindet die Banalität des Alltags. Aus jedem Detail, jedem Rest, entfaltet Sam Zamrik im Gedichtband Ich bin nicht eine Historie, die zwischen Damaskus und Berlin nur politisch sein kann.

Hättest Du Zeit
Gehabt, hätte ich dir
Beschrieben,
was alles passiert, wenn
die Geschichten dreier Welten
in einem einzigen Kopf
zusammenkommen und dort
miteinander kämpfen.

Ich hätte dir ein
Gespenst gezeigt, das nach
Zweiundzwanzig Jahren
Haft immer noch
die Wände seiner Zelle
entlanggeistert.

Du hast aber keine.

Zam Samrik: Ich bin nicht. Hanser, 2022.

Sam Zamrik ist Dichter, Musiker und Übersetzer. Sam arbeitete als Bandmanager und Songtextschreiber im Rahmen der Underground Musikbewegung New Wave of Syrian Metal. Veröffentlicht wurden einzelne Texte von der WIR MACHEN DAS-Initiative Weiter Schreiben sowie in verschiedenen deutschen Zeitungen wie taz und Tagesspiegel. Sam lebt und studiert in Berlin. Ich bin nicht ist Sams erster Gedichtband.