Sonntag, 1. Juli 2018, 20 Uhr, diffrakt | zentrum für theoretische peripherie
Ein Abend mit
Ann Cotten | Anne Dippel | Jiré Emine Gözen
Im Jahr 3797 soll nach Nostradamus’ Prophezeiungen die Welt untergehen. Was aber wird bis dahin geschehen? Herrscht ein Apparat der lückenlosen Überwachung und Kontrolle – »Big Brother«, »Gedankenpolizei«, »Ministerium für Wahrheit«? Wird die Welt noch in drei Machtblöcke aufgeteilt, die sich scheinbar bis in alle Ewigkeit bekriegen, nur um dann endlich im Jahr 3797 doch unterzugehen? Oder eröffnet sich ein postapokalyptischer, bioengineerter Garten Eden, der eine neue Form des Gedächtnis entdeckt, in dem sich die Menschen in Freiheit und Einklang mit anderen Spezies als Teil einer Natur erfahren (Margaret Atwoods Maddadam)?
Literarische Dystopien und Utopien können als Zeitzeichen gelesen werden, die uns Aufschluss über Ängste und Sorgen, Wünsche und Hoffnungen in der Gegenwart geben. Zwischen »konsensueller Halluzination« und »ungeregelten Spielplätzen der Technologie« entwerfen Science-Fiction-Romane Verstrickungen virtueller und realer Welten, halten dem Jetzt einen radikalen Spiegel vor Augen, indem sie das Vertraute verfremden. Einerseits lassen sich so gesellschaftliche Abgründe beobachten, an deren Rändern auch immer wieder mögliche Auswege und Emanzipationen aufscheinen. Andererseits finden sich aber auch Utopien, die in den Ruinen der Technowelt eine Zukunft beschreiben, mit Vorstellungskraft an einer blühenderen Zukunft arbeiten, als es die Gegenwart verspricht. Fernab von naiven Paradiessehnsüchten werden hier Welten verhandelt, die die besseren aller möglichen wären, weil es ja bekanntlich kein richtiges Leben im falschen gibt…
Wir fragen uns daher, in welcher Zukunft wir denn eigentlich leben, was wir von ihr erwarten, und im Sinne welcher anderen, neuen Visionen wir uns von hier aus orientieren können und wollen. Science-Fiction verwandelt ist so ein Experimentierfeld für mögliche Zukünfte (und andere), in dem künstlerische, gesellschaftspolitische und techno-wissenschaftliche Fragen verschmelzen.
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe SO FAR | Science-Fiction(s).
Gestaltung: Anna-Luise Lorenz