Norm und Normalität | Innere/äußere Widerstände in Kunst und Aktivismus

Dienstag, 1. Oktober 2024, 19.30 Uhr, diffrakt | zentrum für theoretische peripherie

Gespräch mit
Pauline Adamek | Samuel Dal Zilio | Caterina Flor Gümpel | Vera Luckgei | Lisa Schmidt-Herzog

Wenn Wissen über und Definitionen des Normalen vor dem Hintergrund von normativen Strukturen produziert werden, was bedeutet dies für Individuen oder Gruppen, die diesen Definitionen nicht entsprechen? Viel zu häufig erscheint im Alltag die Definition, was als pathologisch, (neuro)divers oder abweichend gilt, unproblematisch, insbesondere wenn „objektive“ Methoden zu dessen Bestimmung angewendet werden. Doch wenn das Feststellen von Normalität als rein deskriptive Aufgabe gilt, wird nur allzu leicht vergessen, dass soziale Normen gerade auch auf einer präskriptiven Ebene wirken und sowohl Identitäten und Verhaltensweisen als auch Wissensordnungen und Definitionen prägen.

Im Anschluss an den am Tag zuvor stattfindenden Workshop – dessen Teilnahme nicht notwendig für die Teilnahme an dieser Abendveranstaltung ist – werden wir uns mit Fragen befassen, die hieran anknüpfen. Wir wollen gemeinsam erörtern, wie wir Phänomene wie Leid, Krankheit und allgemeines Nichtfunktionieren verstehen sollen, gerade wenn diese eng mit kollektiven Vorstellungen davon verbunden sind, wie Funktionieren auszusehen hat? Können wir eine Beziehung zwischen psychischem und politischem Widerstand denken, ohne in das Klischee zu verfallen, Defensivverhalten und Kritik gleichzusetzen? Wie können wir ideologische Fallstricke vermeiden, wie etwa die Romantisierung von Krankheit und Leiden, die leicht dazu missbraucht wird, Menschen ihre rechtmäßigen Forderungen nach Hilfe abzusprechen?

Die Abendveranstaltung beginnt mit zwei kurzen Inputs zur Kunst von Friedrich Schröder-Sonnenstern und Unica Zürn, deren Werke von der Rezeption immer wieder vor dem Hintergrund ihrer Psychiatrieerfahrungen eingeordnet wurden. Im Anschluss werden wir einen kurzen Einblick in die Vernetzungsstrategien der belgischen Groupe information asiles erhalten, die sich in den 1970er-Jahren als Befreiungsbewegung für Psychiatrieerfahrene gründete und in ein gemeinsames Gespräch mit allen Besucher:innen einsteigen.


Barrierehinweise:
In den Räumlichkeiten gibt es einen Fahrstuhl, sodass die Veranstaltung ohne Stufen für Rollstuhlfahrer*innen erreichbar ist. Um diesen zu nutzen, erfragt den Code über die Türklingel oder meldet euch via: mail@diffrakt.space. Gerne assistieren wir beim Auffinden der Räume im 4. OG des Hinterhauses. Die Toiletten sind aufgrund schmaler Türen nicht mit einem Rollstuhl befahrbar. Die Veranstaltung findet in deutscher Lautsprache statt. Gebärdensprache ist bisher nicht vorgesehen – bei Bedarf oder auch bei anderen Teilhabeanfragen wendet euch gerne jederzeit per eMail an uns.


Krankenpfleger, 1903, Archiv des Heimatmuseums Reinickendorf