Donnerstag, 25. April 2019, 19 Uhr, diffrakt | zentrum für theoretische peripherie
»texture« zu Gast bei diffrakt.
Gespräch mit
Hans-Christian Dany | Timo Schröder
Die Phantasie ist nicht nur Organ (oder Medium) künstlerischer Tätigkeit, sondern auch politischer und gesellschaftlicher Prozesse. In ihr werden Visionen, Strategien und neue Realitäten vorgestellt, montiert und konstruiert. Im 21. Jahrhundert scheint sich eine in diesem Sinne politische Phantasie in mannigfaltigen Krisen zu befinden, die sich von denen des vorherigen Jahrhunderts unterscheiden. Mark Fisher bringt dies pointiert zur Sprache, wenn er mit Bezug auf Bifo Berardi vom kapitalistischen Realismus als einer „Aushöhlung der gesellschaftlichen Vorstellungskraft“ spricht. Doch gerade angesichts einer immer reibungsloseren (bzw. die Reibung integrierenden) kybernetischen Kontrolle und Steuerung der Gesellschaft und angesichts jenes Realismus, der die kapitalistische Funktionsweise mehr denn je als naturwüchsige und somit im Kern als vermeintlich unveränderbare Formation setzt, sind auch die Fragen nach der Phantasie drängend. Muss die Vor-Stellung der Her-Stellung einer nicht-kapitalistischen, feministischen, nicht-rassistischen Gesellschaft avantgardistisch vorausgehen oder verhindert sie als gutgemeinte ‚Träumerei‘ die politische Praxis? Was kann eine kollektive kritische Imagination bedeuten, wenn das Konzept von ausformulierten Utopien nicht mehr zeitgemäß erscheint? In welche Funktions- und Reproduktionsweisen, die den Status quo stabilisieren und erhalten, ist die Phantasie heute eingebunden und mittels welcher Modi und Methoden ließe sie sich aus diesen wieder herauslösen, um ihr kritisches Potential zu (re-)aktivieren?