Montag, 25. September 2017, 19.30 Uhr, diffrakt | zentrum für theoretische peripherie
Vortrag von Stephan Trinkaus.
In Staying with the Trouble spricht Donna Haraway von der Notwendigkeit eines anderen Denkens, das in der Lage ist, der derzeitigen Situation der Welt auf eine Weise zu antworten, die nicht in die Katastrophe führt, und das die Begegnung der Welt mit sich selbst in den Wissensordnungen und Technologien, den Imaginationen und Träumen der Menschen und unzähliger anderer sterbender Arten ermöglicht. So setzt Haraway der Bezeichnung des aktuellen Erdzeitalters als Anthropozän eine andere Erzählung entgegen, die sie Chthulucene nennt, und die sich ‚nicht‘ auf ein Monster aus den Geschichte H.P. Lovecrafts bezieht. Andererseits denkt Karen Barad in einem Aufsatz ausgehend vom 6. August 1945, dem Datum der Atombombenexplosion über Hiroshima, über die Geister des Anthropozän nach. Spätestens mit den Katastrophen von Hiroshima und Nagasaki – so Barad – gibt es keine bestimmbare Unterscheidung mehr zwischen Mikro- und Makro-Ereignissen, zwischen Belebtem und Unbelebtem, zwischen Vorher und Nachher, wir befinden uns – so könnte man vielleicht sagen – in einer Welt, die Freud mit der Dynamik des Unbewussten antizipiert hat: einer Welt, in der wir den Geistern antworten, in der wir ihrer Gespenstigkeit gerecht werden müssen.