Dienstag, 3. Dezember 2019, 19.30 Uhr, diffrakt | zentrum für theoretische peripherie
Samstag, 7. Dezember 2019, 14 Uhr, diffrakt | zentrum für theoretische peripherie
Workshop mit
Paula Keller
Der Engel der Geschichte hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. [Er] sieht eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.
Walter Benjamin, »Über den Begriff der Geschichte«, IX, gekürzt
Walter Benjamin hält nichts von Fortschritt. Oder vielmehr ist das, wovon er nichts hält, die These, dass sich die Geschichte fortschrittlich entwickelt. Er erkennt stattdessen sich immer weiter anhäufende Trümmer. Der Glaube an den Fortschritt, den Benjamin hier kritisiert, ist spätestens seit der Aufklärung ein wesentlicher Bestandteil des Selbstverständnisses der Wissenschaft und der modernen westlichen Zivilisation. Wozu Benjamin aber wenig sagt, ist, was es denn genau ist “was wir den Fortschritt nennen” — eine begriffliche Frage. Der Workshop möchte sich mit beiden Fragen — der, ob es Fortschritt gibt, und der, was Fortschritt ist — an Hand von Texten aus der Wissenschaftsphilosophie, postkolonialer Traditionen und der Sozialphilosophie auseinandersetzen. Wer glaubt oder glaubte an den Mythos vom Fortschritt und warum? Wer profitiert von und wem schadet Fortschrittsgläubigkeit? Darum soll es in der ersten Sitzung gehen. Die zweite Sitzung widmet sich der begrifflichen Frage: was verstehen wir unter fortschrittlichen Entwicklungen, was sollten wir darunter verstehen? Und vor allem: hat Fortschritt heute einen Platz im philosophischen Werkzeugkasten?
Der Workshop besteht aus zwei zusammenhängenden Teilen. Da die Anzahl der Plätze begrenzt ist, bitten wir um Anmeldung per Email an mail@diffrakt.space.