Dienstag, 28. März 2023, 19.30 Uhr, diffrakt | zentrum für theoretische peripherie
Gespräch mit
Nadja Germann | Catherine Newmark | Hannah Peaceman
Wem fällt zum Stichwort philosophischer Klassiker der Text einer Frau ein? Google jedenfalls nicht. Dabei begleitet Kritik aus feministischen Perspektiven den Kanon seit je her, häufig geht sie ihm in Teilen sogar voran: Denkerinnen wie Margaret Cavendish, Mary Wollstonecraft, Charlotte Perkins Gillman oder Simone de Beauvoir hatten alle einen kritischen Blick auf den Kanon der Philosophie, sowohl hinsichtlich des historischen Ausschlusses von Frauen* aus der Tradition als auch der negativen Charakterisierung von Frauen oder des Weiblichen in dieser. Was aber macht einen Klassiker zum Klassiker, den Kanon zum Kanon? Warum schreibt dieser sich trotz zahlreicher kritischer Stimmen und Forschungsarbeiten weiterhin fort? Wieso kann die Philosophie hartnäckiger als andere Disziplinen nicht-männliche Stimmen und nicht-westliche Traditionen ignorieren? Diesen und anderen Fragen sowie der Kritik an der fehlenden Pluralität werden sich an diesem Abend drei Expertinnen zuwenden.
Der Abend bildet den Auftakt zur von Amelie Stuart und Hannah Wallenfels kuratierten Podcast-Reihe „100 Jahre Kanonkritik“, die im Rahmen des BMBF-Projektes „Bildersturm: Frauen in der Philosophie sichtbar machen und neue Vorbilder etablieren“ Gespräche mit Kanonkritiker*innen führen und für zeitgenössische Forschung und Debatten aufbereiten will.
Nadja Germann ist Professorin für Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Der Schwerpunkt ihrer Forschung ruht auf der transkulturellen Philosophie, wobei sie sich in ihren Publikationen in erster Linie mit philosophischen Reflexionen in arabischer Sprache auseinandersetzt. Sie ist Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Philosophie, eine der Sprecher*innen der DGPhil-Vorstands-AG „Philosophie und Diversität“ und Sprecherin der DGPhil-AG „Philosophie in globaler Perspektive“.
Catherine Newmark wurde an der Freien Universität Berlin promoviert und arbeitete im Anschluss sechs Jahre lang als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philosophie ebenda. Heute arbeitet sie als Journalistin in Berlin, u.a. beim Deutschlandfunk Kultur als Redakteurin für geisteswissenschaftliches Sachbuch und für Philosophie sowie als Moderatorin der Philosophie-Sendung „Sein und Streit“. Veröffentlichungen u.a.: Passion – Affekt – Gefühl. Philosophische Theorien der Emotionen zwischen Aristoteles und Kant (Felix Meiner Verlag 2008) und Warum auf Autoritäten hören? (Dudenverlag 2020).
Hannah Peaceman ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Geschäftsführerin des Koselleck-Projektes „Wie umgehen mit Rassismus, Sexismus und Antisemitismus in Werken der klassischen Deutschen Philosophie?“. In ihrem Postdoc-Projekt arbeitet sie zu Konzepten einer Public Philosophy. Sie wurde 2020 mit einer Arbeit zum Potential jüdischer Perspektiven für die politische Philosophie am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt promoviert (Die Dialektik der Emanzipation, Klostermann 2021).