Des∙in∙te∙gra∙tion

Mittwoch, 24. Oktober 2018, 19.30 Uhr, diffrakt | zentrum für theoretische peripherie

Gespräch mit
Shida Bazyar | Max Czollek | Serhat Karakayalı

»Die Majorität«, erklärt Gilles Deleuze, »definiert sich durch ein Modell, mit dem man konform gehen muß: zum Beispiel der durchschnittliche erwachsene männliche städtische Europäer. […] Man kann sagen: Die Majorität, das ist niemand.« Und doch ist sie überall. Immer wieder sucht sie unsere Vorstellungen davon heim, was (uns) möglich ist. Sie liefert unserem Denken Bilder. Dagegen ist das Minoritäre kein Modell, sondern, so Deleuze weiter, ein Werden, ein Werden allerdings, das sich immerzu mit den Bildern der Majorität, mit der Versuchung des Modells und der Identität konfrontiert sieht.

Begeben wir uns also in die Region der unscharfen Grenze zwischen Minorität und Majorität. Nirgendwo anders beginnt das allgegenwärtige Integrationsparadigma seine Arbeit. Und doch können auch minoritäre Strategien genau hier ansetzen: So erforschte etwa der »selbstgewählte Zusammenschluss« Kanak Attak um die Jahrtausendwende das »weiße Ghetto« und setzte Kanakisierung gegen Kanakisierung. Und so fragt heute Max Czollek nach Desintegration als Möglichkeit, sich dem Zugriff herrschender Bilder und Narrative einer gelingenden Gesellschaft zu widersetzen. Aber wer desintegriert eigentlich wen? Zeit für eine neue Generation.


Kanak TV Vol. 1