Dienstag, 13. Februar 2024, 19.30 Uhr, diffrakt | zentrum für theoretische peripherie
Gespräch mit
Brigitte Biehl | Georg Dickmann | Philipp Schönthaler
Überall Geschichten! Wir erleben seit geraumer Zeit eine Konjunktur des Storytellings und den Einzug der Kunst in wirtschaftsorganisatorische Kontexte. Mittlerweile steht hinter jeder Marke ein Narrativ und hinter jedem Produkt eine ästhetische Inszenierung, der die Inhalte einprägsam machen soll. Geschichtenerzählen findet somit nicht nur in der Literatur oder in der Kunst statt, wo man sie vermuten würde, sondern vor allem im Unternehmen. Eine lange Zeit galt hier die Auffassung, dass Zahlen und Daten ein Nachweis von ökonomischer Effizienz und Wertegenerierung sind. Heute zeichnet sich ab, dass Zahlen ohne eine spannende Geschichte nichts wert sind. Denn erst mit einer guten Geschichte wird der bloßen Information Sinn und Bedeutung verliehen und eine emotionale und ästhetische Beziehung zum Produkt hergestellt.
Erzählerische und ästhetische Praktiken werden so zu erfolgsversprechenden Zutaten der Manager*in, die gewissermaßen das Gravitationszentrum dieser Entwicklung darstellt. Diese schillernde Figur hat die Aufgabe, Wandlungsprozesse innerhalb Organisationen zu moderieren, die Koordination in Produktionsabläufen zu koordinieren und vor allem Komplexität mittels Storytellings zu reduzieren. Doch was bedeutet es, wenn die Wirtschaft auf Ressourcen zurückgreift, die eigentlich den Künsten entstammen? Entsteht eine neue Literatur beziehungsweise Kunstform? Wird die Manager*in zu einer Künstler*in und Literat*in? Oder wird das Storytelling zu einem Storyselling, das sich in letzter Konsequenz um Absatzzahlen kümmert und damit die Künste instrumentalisiert und entwertet?
Im Gespräch mit dem Schriftsteller und Theoretiker Philipp Schoenthaler und der Managementforscherin und Theaterwissenschaftlerin Brigitte Biehl widmen wir uns diesen Fragen und den Verflechtungen aus Wirtschaft, Kunst und Literatur.